Kanada

Waterfront, Stanley Park, False Creek

Wie immer am ersten richtigen Urlaubstag ist auch diesmal auf den Jetlag Verlass. Wir haben gestern Abend nur bis kurz vor acht die Augen offen halten können und entsprechend früh ist er heute natürlich zur Stelle.

Aber immerhin bleiben wir bis etwa 4:00 Uhr im Bett liegen, auch wenn da an Schlaf schon lange nicht mehr zu denken ist.

Als es draußen langsam zu dämmern anfängt, zieht sich Andreas die Laufschuhe an und geht eine Runde joggen, während ich schon mal etwas am Reisebericht schreibe. Das übliche Szenario der ersten Tagen eben…


Da es im B&B am Wochenende erst ab 8:30 Uhr Frühstück gibt, beschließen wir, vorher noch einen ausgedehnten Spaziergang zu machen und brechen um kurz vor 6 Uhr auf zum Sunset Beach. Und um das nicht mit ganz leerem Magen tun zu müssen, legen wir unterwegs noch in einem der vielen Starbucks-Läden einen kurzen Cappuccino-Stopp ein.

Am Sunset Beach sind wir dann ganz alleine unterwegs und genießen es, wie am völlig wolkenlosen Himmel die Sonne langsam herauskommt, alles in ein warmes Licht eintaucht und uns einen schönen Tag verspricht.

Wir laufen am Beachwalk entlang weiter bis zur English Bay Beach und nur ganz vereinzelte Jogger queren dabei unseren Weg. In der English Bay ankern viele große Frachtschiffe und wir sehen auch den Inuksuk — ein Symbol, das für die Olympischen Winterspiele 2010 entworfen wurde. Den Geo-Cache, den Andreas hier zu finden gehofft hatte, können wir aber leider nicht entdecken.


In der Denman Street kommen wir an den A-maze-ing Laughters von Yue Minjun vorbei. Der lustige Haufen aus 14 großen Bronzeskulpturen tummelt sich seit der Vancouver Biennale 2009 im Morton Park. Beim Anblick der lachenden Figuren vergeht wahrscheinlich jedem sofort auch nur der leiseste Anflug von schlechter Laune biggrin

Ganz in der Nähe herrscht gerade in einem Irish Pub eine für diese frühe Stunde ungewöhnlich ausgelassene Stimmung. Wie sich herausstellt, feiern dort einige fußballbegeisterte Fans den Halbzeitstand von 1:0 der Iren gegen die Franzosen im EM-Achtelfinale. Da können sie ja noch nicht wissen, wie das Spiel letztlich ausgehen wird wink

Weiter geht es am Rande des Stanley Parks entlang, wo wir viele Kanadareiher in ihren Nestern hoch oben in den Bäumen entdecken.

Sehr elegant, diese schönen Vögel.

Von den Weißkopfadlern, die hier ebenfalls sehr zahlreich vertreten sein sollen, können wir aber leider keine entdecken.


Schließlich kommen wir zum Harbour Park und laufen entlang der Waterfront wieder zum B&B zurück. Der Anblick der modernen Wolkenkratzer aus Glas und Stahl vor der Kulisse des Grouse Mountain und dem Meer ist für uns einfach grandios und wenn wir das nötige Kleingeld hätten, könnten wir uns hier gut unseren Altersruhesitz vorstellen wink Ein Penthaus mit so einer genialen Aussicht, das hätte schon was…


Um kurz nach 8:00 Uhr sind wir wieder im B&B zurück. Wir holen uns einen Kaffee und sitzen noch ein bisschen auf der Terrasse vor dem Haus, bis es Frühstück gibt. Verdient haben wir uns dieses ja jetzt mehr als genug und wir haben ordentlich Hunger.

In einer netten Runde mit Gästen aus aller Welt gibt es dann zunächst Obst, Joghurt und Müsli, anschließend selbsgebackenen Kuchen von der Küchenfee und schließlich Eier Benedict — wahlweise mit Schinken oder als Veggie-Variante. Alles ist sehr lecker!


So gestärkt können wir uns nun dem nächsten Tagespunkt zuwenden: einer Fahrradtour durch den Stanley-Park, der größten grünen Oase der Stadt.

Gegen 10:00 sind wir bei Spokes in der Georgia Street und leihen uns zwei schicke Drahtesel aus. Dazu zwei noch viel schickere Helme wink und für jeden ein Schloss und dann kann es losgehen.

Entgegen dem Uhrzeigersinn fahren wir am Ufer entlang einmal um den kompletten Zipfel herum und halten an allen besonders sehenswerten Stellen und Viewpoints. Es sind zwar ziemlich viele Leute unterwegs — kein Wunder, denn es ist Sonntag und das Wetter könnte nicht besser sein — aber wir genießen diesen Ausflug und die tollen Ausblicke auf Coal Harbour trotzdem sehr.

Als erstes kommen wir an einer eindrucksvollen Sammlung von skurrilen, bunten Totem Poles vorbei — es soll sich dabei um echte Totempfähle der Kwagiulth Indianer handeln, die früher hier lebten.

Auch einige interessante Statuen und Gebilde können wir unterwegs entdecken wie z.B. die steinerne Lady mit Taucherbrille und Flossen.

Um zum Prospect Point an der Nordspitze des Parks zu gelangen, müssen wir dann kurzzeitig den Uferweg verlassen und arg strampeln, um die Höhenmeter bis zum Aussichtspunkt zu überwinden. Mit den einfachen Drahteseln des Fahrradverleihs ganz schön anstrengend…

Aber die Mühe hat sich gelohnt: oben angekommen genießen wir eine tolle Aussicht auf die Lions Gate Bridge, die die Engstelle des Burkard Inlet überspannt.

Wieder zurück zum Uferweg schauen wir uns noch den Siwash Rock an — ein monolithartiger 18 Meter hoher Fels im Wasser, der als natürliches Wahrzeichen der Stadt Vancouver gilt.

Er ist vulkanischen Ursprungs und entstand vor rund 32 Millionen Jahren.

Außerdem beobachten wir einen Mann, der mit äußerster Geschicklichkeit und Geduld dekorative Steintürme baut.

Nach knapp drei Stunden sind wir wieder bei Spokes, geben unsere Räder zurück und gehen dann das Nachmittagsprogramm an: Eine Ferry-Tour durch den False Creek und ein Besuch von Granville Island.


Unterwegs kommen wir noch einmal an der English Bay vorbei, die jetzt im Gegensatz zu heute morgen sehr belebt ist. Es ist deutlich zu sehen, dass dieser Strand in der Beliebtheitsskala der Einwohner ganz weit oben steht — ein idealer Ort für ein Sonnenbad, ein Picknick oder ein Nickerchen.

Am False Creek angekommen, kaufen wir uns einen Tagespass für die Ferries und setzen zuerst einmal bis nach Granville Island über — die kleine Halbinsel, von der man sagt, wenn man sie nicht gesehen hat, dann habe man Vancouver nicht erlebt.

Und es gefällt uns hier richtig gut: der ehemalige Industriekomplex wurde komplett umgestaltet und heute findet man hier viele kleine Geschäfte, Kunstgalerien und Märkte, dazwischen nette Restaurants und Livemusik an jeder Ecke.

Wir bummeln einmal quer durch den Public Market und können uns angesichts der vielen Leckereien hier kaum entscheiden. Schließlich nehmen wir etwas Sushi, was wir dann draußen in der Sonne sitzend und der Musik lauschend mit Blick auf den False Creek verspeisen. Einfach toll, diese Atmosphäre!

Mit der Ferry fahren wir dann den kompletten False Creek entlang bis zum Science World — dem modernen Gesicht Vancouvers. Die riesige, beeindruckende Kuppel ist ein Überbleibsel der Expo und gehört heute auch zu den Wahrzeichen der Stadt.

Wir laufen einmal rundherum bis zum Plaza of Nations und dem BC Stadium, wo während der Olympischen Winterspiele 2010 die Eröffnungs- und die Schlussfeier stattfanden. Leider kann man es nur von außen anschauen und so fahren wir mit der nächsten Ferry wieder zurück und genießen dabei die Ausblicke vom Wasser aus auf die Wolkenkratzer von Downtown.


Mittlerweile ist es 16:00 Uhr und als wir wieder am Aquatic Centre ankommen, beschließen wir, dass es für heute genug ist — die Socken fangen nämlich schon langsam an zu qualmen wink

Wir setzen uns ins Tap Shak und genehmigen uns mit Blick auf den False Creek einen erfrischenden Drink. Hier ist es sehr gemütlich und so kommt eine weitere Runde dazu und schließlich bestellen wir auch noch eine Kleinigkeit zu essen — einen Rote-Beete-Salat für mich und Nachos für Andreas.

Im Fernsehen wird gerade eine Zusammenfassung der heutigen Spiele der Fußball-EM übertragen und so können wir uns beim Essen auch noch anschauen, wie Deutschland ins Viertelfinale einzieht.


Irgendwann meldet sich dann aber auch der Jetlag wieder und wir laufen langsam zurück in Richtung O’ Canada House. Hier sichern wir unsere Fotos, sitzen noch eine Weile auf der Terrasse und plaudern mit den anderen Gästen.

Andreas versucht sich später noch eine Weile mit Sitcoms a la Big Bang Theory wachzuhalten, aber gegen acht werden seine Lider wieder so schwer, dass er aufgeben muss.

Ich kämpfe noch 90 Minuten länger gegen die Verlockungen des Kopfkissens, muss mich aber irgendwann auch geschlagen geben — morgen ist schließlich auch noch ein Tag…