Kanada

Bridal Veil Falls, Coquihalla Canyon PP, Skihist PP, Balanced Rock

Wir werden vom Sonnenaufgang geweckt, der über dem Fraser River die aufsteigenden Dampfwolken in ein warmes Licht taucht. Dieser Ausblick ist selbst vom Bett aus so gigantisch, dass uns natürlich nichts mehr länger in selbigem hält. Nach einer kurzen Stippvisite im Bad setzen wir uns bis zum Frühstück auf den riesigen Balkon, genießen den Anblick und beobachten, wie die Natur erwacht.

Vögel kommen zu den Futterstellen, Kolibris umschwirren die kleinen Tränken und selbst ein kleines Eichhörnchen springt herum und stibitzt sich etwas von dem Vogelfutter.


Zum Frühstück bereitet uns Lynne zuerst Pancakes mit heißen Blueberries zu und anschließend noch porchierte Eier, Würstchen, Bacon und Hashbrowns. Dazu gibt es eine tolle Obstauswahl und das alles können wir bei der Wahnsinnsaussicht auf den Fraser River genießen.

Nach einer netten Unterhaltung zahlen wir unsere Rechnung und um 8:30 Uhr ist wieder Aufbruch angesagt. Heute haben wir einige Kilometer zu fahren und deshalb nur ein paar mehr oder weniger kurze Zwischenstopps eingeplant.

Den ersten legen wir nach einer halben Stunde Fahrt an den Bridal Veil Falls ein. Vom Parkplatz direkt am Highway aus führt ein kurzer Rundweg durch den dichten Wald zu einer Aussichtsplattform unterhalb der tosenden Wasserfälle. Über 60 Meter hoch sind diese sehenswerten Brautschleier-Fälle und der kleine Hike dahin lohnt sich auf jeden Fall.


Dann geht es weiter auf dem TC1 gen Osten. Unser nächstes Ziel ist der Coquihalla Canyon Provincial Park, wo wir durch die Othello Tunnels der Kettle Valley Railway wandern wollen.

Am Trailhead angekommen, packen wir noch die Taschenlampe ein, denn ich hatte im Vorfeld gelesen, dass man diese bei der Wanderung durch die Tunnels auf jeden Fall dabei haben sollte und dann marschieren wir los.

Vom Parkplatz aus geht es zunächst durch den Wald und am ruhig dahinfließenden Coquihalla River entlang, bis wir den ersten der fünf Tunnel erreichen.

Hier kommen wir nicht umhin, die grandiose Meisterleistung zu bewundern, die bei der Planung und Realisierung der Eisenbahntrasse durch dieses unwegsame Gelände vollbracht wurde.

In einer Bauzeit von insgesamt fünf Jahren mussten unzählige Felsen durchbohrt und waghalsige Brückenkonstruktionen angefertigt werden. Dabei wurden die Arbeiten teils in Weidekörben von den Felsen hängend ausgeführt — einfach unglaublich.

Der Name Othello kommt übrigens daher, dass der leitende Ingenier ein großer Shakespeare-Fan war und alle Haltepunkte der Strecke nach dessen Figuren benannt hat.


Weiter geht es nach Norden durch den Fraser River Canyon — eine wunderschöne Strecke mit fantastischen Ausblicken. Am liebsten würde ich alle 100 Meter anhalten und ein Foto machen, was aber natürlich nicht geht, denn irgendwann müssen wir heute ja nochmal ankommen…

Außerdem bemerken wir unterwegs, dass wir die Schlüssel vom B&B noch immer an unserem Bund haben — die haben wir einfach vergessen, so ein Mist. Zum Umkehren ist es jetzt zu spät, also rufen wir an und vereinbaren, dass wir sie per Post zurück schicken. Echt dumm gelaufen sad.

In Yale hatten wir eigentlich unseren nächsten Stopp eingeplant, denn im Reiseführer las sich der Absatz über das Goldrush-Museum und die historische Wanderung durch den Ort ganz interessant. Als wir dann aber da sind, erinnern wir uns, dass wir bei unserer 1994er Tour genau hier auch angehalten haben und uns das Ganze damals nicht sonderlich beeindruckt hatte.

So sparen wir uns die 20 CAD Eintritt und fahren weiter. Ebenso sparen wir uns ein paar Kilometer weiter die heftigen Preise für die Seilbahn am Hell’s Gate. Das haben wir damals schon als Nepp empfunden und brauchen das heute nicht noch einmal.

Einen kurzen Blick in den Canyon hätten wir zwar gerne geworfen, aber ohne mit der Seilbahn zu fahren, sieht man quasi überhaupt nichts. Also fahren wir auch hier recht schnell wieder weiter.

Stattdessen machen wir Halt in Boston Bar und investieren das gesparte Geld im Old Towne Inne in einen Burger. Ein richtig uriger Saloon ist das, bei dem sich die Speisekarte liest wie eine Tageszeitung. Trotz der enormen Auswahl ist das Essen aber ganz gut — wir sind positiv überrascht.


Nach einer weiteren knappen Stunde Fahrt kommen wir durch das nette Örtchen Lytton, an dessen Nordende der Thompson River und der Fraser River zusammentreffen.

Von einem Aussichtspunkt am Ende der Main Road hat man einen tollen Blick auf den Zusammenfluss.

Gut zu erkennen die unterschiedlichen Wasserfarben — grünlich der Thompson River und braun der Fraser River.

Am hiesigen Post Office schicken wir dann auch gleich noch die vergessenen Schlüssel an’s B&B zurück und werfen endlich die überfälligen Postkarten ein, damit diese noch vor uns zu Hause ankommen wink.


Gleich hinter Lytton halten wir dann noch einmal im Skihist Provincial Park, um uns noch etwas die Beine zu vertreten. Wir parken am oberen Ende des Campgrounds, wo der Gladwin Lookout Trail startet. Dieser führt bergauf zu einem Viewpoint und zumindest ich komme dabei doch etwas außer Puste wink.


Die weitere Strecke entlang des Thompson River ist einfach nur wunderschön. Immer wieder halten wir an und genießen den tollen Anblick, wie sich der mächtige Fluss im Tal entlang wälzt.


In Cache Creek gabeln wir einen Tramper auf, der nach Calgary zur Stampede will. Soweit können wir ihn natürlich nicht mitnehmen, aber immerhin kann er bis Savona mitfahren, wo wir für heute unsre Unterkunft gebucht haben. Wir unterhalten uns ganz nett mit ihm: er fährt jedes Jahr zur Stampede und kellnert in dieser Zeit dort und so haben wir natürlich jede Menge Gesprächsstoff.

Gegen 18:30 Uhr kommen wir in Savona an und müssen unseren Mitfahrgast wieder aussetzen.

Wir checken im Lakeside Country Inn ein, was total romantisch direkt am Kamloops Lake gelegen ist. Margaret zeigt uns unser Zimmer und gibt uns noch ein paar Tipps für die Umgebung.

Insbesondere hat sie für uns eine extra Wegbeschreibung für den Balanced Rock, zu dem wir heute eh noch einen Abstecher machen wollten.

So räumen wir schnell unsere Sachen in’s Zimmer und fahren dann direkt nochmal los, um den Riesen-Hoodoo noch bei brauchbarem Licht zu besuchen.

Der Parkplatz ist vom B&B aus mit dem Auto in nur 5-10 Minuten zu erreichen.

Wenn man dann allerdings nicht genau weiß, wo man suchen soll, ist er nicht leicht zu finden.

Obwohl wir die GPS-Koordinaten dabei haben, sind wir froh über die zusätzliche Wegbeschreibung von Margaret und entdecken das Riesen-Baby nach 10 Minuten Fußmarsch:


Zum Essen gehen haben wir heute keine Lust und auch wegen des späten Lunches gar nicht genug Hunger. Stattdessen setzen wir uns am Abend an’s See-Ufer, picknicken aus unseren Vorräten und genießen den Sonnenuntergang.