Gran Canaria

Agaete-Tal und Tamadaba

Die Nacht war leider durch den Straßenlärm ziemlich laut — mit offenem Fenster zu schlafen müssen wir uns wohl für die kommende Woche abschminken.

Ab 8:00 Uhr gibt es Frühstück im B&B und so nach und nach trudeln die Gäste aus dem Haus ein. Am Tisch entwickeln sich in internationaler Runde nette Gespräche und wir tauschen noch ein paar Tipps bzgl. Unternehmungen auf der Insel aus.

Das Frühstück selbst ist ok — nichts was uns vom Hocker haut, aber wir werden satt. Es gibt Toast, Marmelade, Käse, Schinken und Obst und einen Korb mit Eiern, die man sich in einer Pfanne selbst braten kann.

Gegen 9:00 Uhr haben wir unsere Rucksäcke gepackt und brechen auf, um heute den Nordwesten der Insel zu erkunden. Unser frei werdender Parkplatz beglückt sofort einen suchenden Zeitgenossen — schaun wir mal, ob wir heute Abend bei unserer Rückkehr auch wieder einen finden…


Nach einer abenteuerlichen Navigation durch die engen Hinterhofgassen von Agaete kommen wir schließlich in San Pedro an, wo wir unsere heutige Wanderung starten. Wir kaufen im Supermarkt noch Obst und Wasser und marschieren mit reichlich Getränken im Rucksack gegen 10:00 Uhr los.

Gleich von Anfang an geht es stetig bergauf und wir werden direkt mit den 1250 Höhenmetern konfrontiert, die wir heute zurücklegen müssen. Zum Glück liegt der Weg größtenteils im Schatten.

Durch den zerklüfteten Oberlauf des Valle de Agaete geht es zunächst hinauf zu den abgelegenen Bergdörfern El Sao und El Hornillo. Der Blick zurück bietet dabei eine schöne Sicht auf die Küste von Agaete und auch um uns herum ist es durchaus nicht unnett.

Nach den ersten 500 Höhenmetern legen wir auf dem Kirchplatz von El Hornillo eine kurze Rast ein. Wir köpfen unsere Papaya und löffeln diese aus während wir einen netten Schwatz mit ein paar Nordlichtern halten, die hier ebenfalls gerade Pause machen. Der Wasser-Ballast in Andreas Rucksack wird um 1.5 Kilo erleichtert und nach einer halben Stunde geht es weiter.

Wir kommen nach Lugarejos, einem Gebiet mit 3 smaragdfarbenen Stauseen. Der Wasserstand war zwar sicher schon mal deutlich höher, wie der weiße „Badewannenrand“ erahnen lässt, aber wir haben wohl Glück, dass überhaupt Wasser darin ist, denn wie man liest, sind die Seen auch oftmals ganz leer.

Nachdem wir die Staumauer überquert haben, wechselt das Landschaftsbild und wir schrauben uns nun in vielen Kehren durch einen Kiefernwald hinauf. Je höher wir dabei kommen, desto imposanter wird der Ausblick und wir können sogar einen Blick auf den Roque Nublo — das Wahrzeichen der Insel — erhaschen.

Gegen 14:30 Uhr haben haben wir den Zenit erreicht und uns eine Gipfelpause verdient. Diesmal ist die Mango dran und auch diesmal haben wir beim Picknicken nette Gesellschaft von zwei Engländern, mit denen wir eine Weile plaudern.

Auf dem Weg nach unten treffen wir später noch eine Gruppe Österreicher, die ein paar Orientierungsprobleme haben und froh sind, dass wir ihnen den richtigen Weg zeigen können. Die Auszeichnung der Wanderwege hier vor Ort ist manchmal nämlich nur suboptimal — da sind wir ganz froh, dass wir die GPS Tracks vorher auf’s Handy geladen haben.

Wir laufen eine Weile mit ihnen zusammen, aber irgendwann sind wir ihnen dann wohl zu langsam, denn meine Knie machen mir auf dem steilen Weg nach unten doch ein paar Probleme. So lass wir sie wieder davon ziehen und gehen unser eigenes Tempo weiter.

Über viele Haarnadelkurven und Steinstufen entlang einer Steilwand passieren wir hoch aufragende, bizarr geformte Felsen, in denen etliche Höhlen aus dem vulkanischen Tuffstein herausgeschlagen wurden. Sie sind durch Gänge miteinander verbunden und dienten früher als Wohnstätten — heute werden sie nur noch von Hirten als Ziegenstall genutzt.

Nach insgesamt 7.5 Stunden erreichen wir schließlich wieder San Pedro — etwas erschöpft zwar, aber glücklich über diesen schönen Tag. Auf die Besichtigung der Kaffeeplantage im Ort, die uns Alessandro heute Morgen noch empfohlen hatte, haben wir aber keine rechte Lust mehr. Wir wollen jetzt nur noch zurück und unter eine erfrischende Dusche.


Nach 45-minütiger Fahrt kommen wir wieder in Las Palmas an und haben Glück: unser Parkplatz von gestern ist wieder frei. Das ist hier eine echte Lotterie mit dem Parken — aber zwei von sieben Tagen haben wir immerhin schon geschafft thumbsup

Wir halten noch einen kurzen Schwatz mit Alessandro, springen geschwind unter die Dusche und machen uns dann auf zum Abendessen.

Eigentlich wollten wir in ein Restaurant in der Nähe des B&B, denn gelaufen sind wir für heute genug. Aber das 20conmigo was ich im Vorfeld bei TripAdvisor herausgesucht hatte, können wir einfach nicht entdecken.

Dann müssen wir eben doch ein Stück weiter und landen schließlich nach 20 Minuten im El Churrasco, einem Steakhouse. Andreas schrecken zwar anfangs etwas die weißen Tischdecken ab, weil die erfahrungsgemäß bedeuten, dass es kein Bier gibt. Aber nach einem Blick in die Speisekarte gibt er sein ok und wir verbringen einen tollen Abend hier.

Das Fleisch ist genial lecker. Andreas nimmt ein Ribeye und ich ein Filetsteak mit Roquefortsauce und im Anschluss entscheiden wir, dass wir uns heute bei unserem Marsch auch noch einen Nachtisch verdient haben:

Gegen 21:30 Uhr sind wir schließlich wieder zurück im B&B und fallen recht schnell in die Betten.