Florenz

Scoppio del Carro, Galileo Museum, Medici-Kapelle, Galeria Accademia

Heute zum Ostersonntag wartet auf dem Frühstückstisch eine kleine Flasche Prosecco auf uns — das lassen wir uns doch gerne gefallen und starten somit sehr relaxt in einen weiteren Urlaubstag.

Auf dem Plan steht heute zunächst noch einmal der Domplatz, denn dort soll um 10:00 Uhr vor der Kathedrale das traditionelle Osterfeuerwerk stattfinden. Dieser Brauch hat eine lange Geschichte und soll auf den ersten Kreuzzug zurückgehen:

Der Legende nach erklomm ein florentinischer Kreuzritter beim Kampf in Jerusalem als Erster die Mauern der Stadt und erhielt als Belohung für seinen Heldenmut drei Steinsplitter aus dem heiligen Grab. Er nahm sie mit nach Florenz, wo sie bis heute in der Kirche Santi Apostoli aufbewahrt werden. Mit diesen Steinen wurden später die Osterfackeln entzündet und mit einer Prozession durch die Stadt wurde das Heilige Feuer in alle Häuser gebracht.

Im Laufe der Zeit wurde die Tradition etwas verändert und das Feuer auf einem kohlebeladenen Wägelchen durch die Straßen gezogen. Im 14. Jahrhundert wurde dann der „Scoppio del Carro“ — der Wagenknall — eingeführt, bei dem das Feuer mit einem Feuerwerk entzündet wird.

Heutzutage ziehen weiße, mit Blumen geschmückte Ochsen den Karren durch die Straßen der Stadt. Begleitet werden sie von traditionell gekleideten Soldaten und Musikanten und am Dom angekommen, entzündet dann eine Plastiktaube die Feuerwerkskörper auf dem beladenen Karren.

Die Einwohner von Florenz beobachten dieses Geschehen immer mit großem Interesse und auch einer gewissen Besorgnis, denn — so die allgemeine Überzeugung — das Entfachen des Feuers entscheidet über Glück oder Unglück im neuem Jahr. Viele Florentiner erinnern sich dabei an das Jahr 1966, als die Taube die Zeremonie nicht vollendete und im selben Jahr Florenz überflutet wurde.


Wir wollen uns das natürlich auch anschauen und machen uns deshalb schon frühzeitig auf den Weg, denn wir erwarten viele Menschen. Und in der Tat:

Halb Florenz scheint sich auf dem Platz zwischen Duomo und Baptisterium zu tummeln — irgendwie will jeder dabei sein, wenn die Taube in den Turm geschossen wird.

Eigentlich nichts für Klaustrophobiker wie mich und Leute, die Menschenmassen nicht ausstehen können. Aber spannend ist das Zuschauen allemal, auch wenn wir uns dabei schier den Hintern abfrieren. Und immerhin bekommen wir dabei auch noch eine Gratis-Segnung vom Kardinal persönlich wink


Als das Spektakel vorbei ist, wir uns halb erfroren mit viel Mühe irgendwie durch die zähe Menschenmasse hindurchgezwängt haben und wieder etwas Luft bekommen, befinden wir uns ganz in der Nähe des Galileo-Museums, und da heute zum Sonntag alle staatlichen Museen in Florenz freien Eintritt bieten, nehmen wir das doch gleich noch mit.

Es zeigt sich dann zwar, dass das Museum kein staatliches ist und wir doch unseren — nicht ganz billigen — Obulus entrichten müssen, aber dafür ist das Museum wirklich interessant.

Gegründet wurde es von der Universität Florenz. Diese stellte ihren Bestand wissenschaftlicher Instrumente zur Verfügung, die ursprünglich aus Sammlungen der Familie Medici und der Herzöge von Lothringen stammten.

Es ist wirklich spannend, die vielen beeindruckenden Messgeräte, Uhren, Teleskope, Globen und vieles mehr zu bestaunen und die kurzen Videos dazu anzuschauen, die ihre Verwendung demonstrieren.


Nach einer Stunde haben wir alles gesehen und lautes Magenknurren erinnert uns daran, dass wir mal wieder etwas essen sollten.

In der nächstbesten Proscutteria ordern wir zwei Sandwiches und lassen uns in der recht speziellen Atmosphäre mit einen Glas Chianti nieder.

Inzwischen haben sich auch Gerald und Angela telefonisch angekündigt — sie sind heute in Florenz angekommen und wir wollen die letzten Tage noch zusammen verbringen.

So bewegen wir uns dann mit vollem Magen langsam in Richtung ihres Hotel, schlotzen unterwegs noch ein Eis — immerhin hatten wir heute noch keines und zwei am Tag sind ja Pflicht in Florenz — und treffen uns schließlich in der Nähe vom Bahnhof.


Nach einer kurzen Abstimmung über das Programm des restlichen Tages gehen wir zunächst zur Basilica di San Lorenzo — der Pfarrkirche der Medici, in der auch die meisten Mitglieder dieser reichen und mächtigen Familie begraben sind.

Die Kirche selbst ist leider — mal wieder — nur zum Beten zugänglich und die Laurentinische Bibliothek ist ebenfalls geschlossen, so dass wir uns direkt in der Schlange zu den Medici Kapellen anstellen.

Sie ist nicht sehr lang und so stehen wir nach nur wenigen Minuten mit offenen Mündern in dem prunkvollen barocken Kuppelbau und staunen über die prächtige Innenausstattung. Hier zeigt sich in Marmor und Granit der ganze Reichtum und die Verschwendungssucht der Medici.

Der Bau dieses monumentalen Komplexes dauerte mehrere Jahrhunderte, was nicht zuletzt an den unglaubliche Summen für die Ausstattung des Innenraumes lag.

Aber es ist natürlich beeindruckend — vollständig mit Halbedelsteinen ausgekleidet und dazu die Skulpturen von Michelangelo…


Ach ja, Michelangelo… da war doch noch was… Schon einige Kopien seines Meisterwerks — der David-Statue — haben wir hier in Florenz gesehen, aber bisher noch nicht das Original.

Also schlagen wir nun den Weg zur Galleria dell’Accademia ein, dem Museum, in dem die wahrscheinlich berühmteste Statue der Welt steht.

Hier ist die Schlange schon deutlich länger, aber es nützt ja alles nichts — da müssen wir jetzt wohl durch. Wir zwei Frauen stellen uns schon mal an und die Männer gehen inzwischen ein Bierchen trinken. Leider (für die Männer) geht es dann aber doch sehr zügig voran, so dass es bei einem Bierchen bleiben muss wink

Hauptattraktion des Museums ist wie erwartet die umfangreiche Sammlung berühmter Skulpturen Michelangelos — allen voran natürlich das Original des kolossalen Davids — einem Meisterwerk der Hochrenaissance.

Die gut fünf Meter hohe Skulptur wurde aus einem einzigen Marmorblock geschlagen und zeigt David, wie er die Steinschleuder an die Schulter hebt, um den Riesen Goliath anzuvisieren und zu vernichten. Es soll ein Sinnbild der Kraft sein, die dem zukommt, der Gott vertraut und sich seinen Feinden angstfrei entgegenstellt.

Natürlich gibt es im Museum auch noch weitere Skulpturen zu bewundern, aber unser Blick schweift doch immer wieder zu dem schönen Jüngling zurück wink


So langsam wird es Abend und wir schlendern in die grobe Richtung unseres vorgebuchten Restaurants, wo wir am Freitag ja ohne Reservierung nicht rein konnten.

Unterwegs beobachten wir dabei noch diverse Straßenkünstler und Selbstdarsteller und springen ab und an in eines der Geschäfte um uns aufzuwärmen, denn es ist richtig kalt geworden und wir sind kleidungstechnisch nicht darauf eingestellt.

Als wir schließlich am Da Tito ankommen ist noch geschlossen, aber es wartet bereits eine große Gruppe Menschen davor, wohingegen die Straße hier sonst — etwas abseits des Touristentrubels — einschließlich der anderen Restaurants recht leer ist.

Das spricht eigentlich für das Da Tito und wir sind gespannt, ob sich die Erwartungen erfüllen.

Leider war eine Reservierung nur noch bis 21:00 Uhr möglich — danach war schon alles belegt. Schade, denn wir verbringen hier einen ganz netten Abend, das Essen ist gut und der Chianti süffig — aber um Punkt 21:00 Uhr müssen wir eben raus.

Naja, das wussten wir vorher, und so gehen wir im Anschluss noch für eine Runde in einen irischen Pub, der direkt an der nächsten Ecke ist und die Männer trinken noch ein paar Guiness.

Danach trennen sich unsere Wege vorerst wieder. Nachdem wir uns für morgen früh verabredet haben, machen wir uns auf den Weg in unser B&B, wo wir dann gegen 23:00 Uhr in unsere Betten hüpfen.